Wahre Geschichten, die mein Leben schrieb


Der dubiose Mann aus Heidelberg

1999 machte ich ein paar Tage Sommerurlaub in Heidelberg. Das war sehr praktisch, denn zur damaligen Zeit ging es meiner Mutter gesundheitlich nicht so gut und ich dachte mir, dass ich von Heidelberg aus sehr schnell in Saarbrücken bin, falls meine Mutter meine Unterstützung braucht.
Es war ein sehr heißer Sommer und ich wollte mich nur noch erholen, denn ich hatte beruflich und privat eine harte Zeit hinter mir.
Heidelberg ist sehr schön, vor allem die Altstadt.
Und da saß ich dann an einem sonnigen, heißen Tag bei einem Cappuccino und genoss den Morgen, es war so ca. 10:15 Uhr.
Auf einmal spürte ich auf einmal sehr intensive Blicke von der Seite. Mich schaute ein Mann an und er schaute und schaute….
Er war im Alter meiner Eltern.
Er hörte nicht mehr auf, mich anzusehen, ich war wohl sein Kino.
Ich ließ mich dadurch nicht beirren und blieb sitzen, aber je länger ich da saß und er mich ganz intensiv und auch sehr interessiert anschaute, desto unbehaglicher wurde es mir. Also versuchte ich ihn zu ignorieren, was aber nicht so einfach war. Ich versuchte ruhig zu bleiben. Durch die Altstadt zogen in Strömen Japaner, die sich die Stadt anschauten und alles „verry nice“ fanden. Und alle hatten je 2 Kameras und mehr um den Hals hängen. So war ich dann etwas abgelenkt.
Der Mann saß immer noch bewegungslos da und schaute mich an. Allmählich wurde mir das unheimlich, aber ich sagte mir, dass mir hier in der belebten Altstadt nichts passieren kann.
Ich zahlte meinen Cappuccino und ging. Der Mann zahlte auch und ging….. mir hinterher.
Ich war genervt. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen und hätte ihn gefragt, was er von mir wollte. Aber das konnte ich nicht, denn schließlich tat er ja nichts Verbotenes und er bedrohte mich nicht. Also ließ ich es bleiben. Ich ging zu Käthe Wohlfahrt mit ihren ganzen Weihnachtartikel und schaute mir im August Weihnachtssachen an. Klasse, das wollte ich immer schon mal tun. Wer ahnt es denn, auch der Mann war da, ich war genervt.
Ich entschloss mich zu einer Schlossführung. Das Schoss ist etwas unheimlich hatte auch ein echtes Schlossgespenst…. nämlich….. den Mann, der war mir auch im Schloss auf den Versen. Und später auch in einer Kirche und überall da, wo ich sonst noch war.
In einer kleinen Pizzeria hatte ich zu Mittag gegessen und er natürlich auch. Es war so, als hätte ich einen persönlichen Bodyguard, nur dass ich keinen gebucht hatte. Meine Laune war ganz unten, meine Nerven lagen blank.
Plötzlich und ganz unerwartet war der Mann weg, aus heiterem Himmel einfach weg.
Ich war sehr erleichtert und fragte mich mittlerweile, ob das nur ein böser Traum war. Ich setzte mich wieder in ein Straßencafe und bestellte einen Cappuccino. Mittlerweile war es kurz nach 17:00 Uhr. Meine Anspannung, die mich den ganzen Tag begleitet hatte, fiel von mir ab und ich genoss die schönen warmen Stunden dieses Augustnachmittags. Ich schaute mich suchend um, es war klasse, der Mann hatte aufgegeben.
Das genoss ich so ca. 20 Minuten. Und traute meinen Augen nicht. Der Mann war wieder da.
Mir entglitten in dem Moment sämtliche Gesichtszüge und ich war kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Das hat er dann wohl auch gespürt und steuerte geradewegs auf meinen Tisch zu. Er blieb stehen und sprach mich an.
Er sagte mir, dass er mich schon ein kleines Weilchen beobachte. Ich sagte ihm, dass ich nicht umhin kam, dieses zu bemerken. Er fragte ob er sich zu mir setzen darf, ich sagte ja.
Er bestellt noch einen Cappuccino für mich und sich selbst ein Mineralwasser.

Dann fing er an zu erzählen.

Ich würde ihn sehr an eine Frau erinnern, die er früher mal gut gekannt hatte. Ich hätte den gleichen Gang wie diese Frau, die gleichen kleinen kurzen Schritte und auch so schöne hohe Schuhe, die so schön klackerten. Auch einige Gesten hätte ich von ihr, wenn ich mir z.B. eine Locke aus der Stirn streiche, ich hätte absolut viel mit dieser Frau gemeinsam, daher musste er mich jetzt auch ansprechen. Ich erzählte ihm, dass ich in Heidelberg nur Urlaub mache und in der Nähe von Köln wohne, dass ich aber in Saarbrücken geboren bin.
Er erzählte, dass die Frau, die er meint, auch aus Saarbrücken kommt, dort aber nicht mehr wohnt, vor Jahren einen netten Mann geheiratet hat und dass sie eine Tochter hat. Plötzlich fielen Namen, mit denen ich durchaus etwas anfangen konnte, also harkte ich ein und kam mit ihm auf einen Nenner.
Ich konnte es nicht fassen, aber die Frau, die er meinte, war meine Mutter!!! Ohne Zweifel!!!
Ja ich sehe meiner Mutter sehr ähnlich und ich habe wirklich auch ihren Gang, mit den kleinen kurzen Schritten und ich habe ihre Stimme.
Ich nahm mein Handy, rief meine Mutter an und erzählte ihr mit wem ich hier in Heidelberg zusammen sitze. Das hat sie sehr gefreut und sie wollte dass wir sie besuchen.
Wir gingen am Abend zusammen essen und für den nächsten Tag verabredeten wir uns wieder in der Altstadt. Von da aus fuhren wir zusammen nach Riegelsberg zu meinen Eltern. Die hatten sich beide sehr gefreut.

Meine Eltern sind mittlerweile beide tot, aber zu dem Mann aus Heidelberg, habe ich immer noch Kontakt. Er ist mir ein lieber, treuer Freund geworden.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen