Ich liebte immer schon das Außergewöhnliche, weg vom Alltäglichen und nie das machen was andere machen
Daher stellte ich mir meine Hochzeit vor wie folgt:
Als ich vor Jahren das Thema
Hochzeit mal so anriss, (als Patrick und ich heiraten wollten) und Helga und
Horst (meine Eltern) erklärte, wie ich mir meine Hochzeit vorstellte,
waren sie total geschockt. Und dabei war es gar nicht so schlimm.
Wir (Patrick und ich) hatten es uns
so gedacht:
Wir heiraten in Mainz und NUR
standesamtlich (für meine Eltern eine Katastrophe, man muss doch mit der Herde gehen. Bitte schön, ich bin kein Hammel), für uns die normalste Sache
der Welt. Patrick und ich kommen aus verschiedenen Richtungen, er mit dem
Motorrad, ich auf einem schwarzen Pferd, meiner Lieblingsstute Arabesque. In
der Mitte des Weges hätten wir uns dann getroffen, wären
langsam aufeinander zugekommen und wären dann zusammen den restlichen
Weg zum Standesamt nebeneinander (er gefahren, ich geritten). Konnte
man mit Arabesque auch machen, da sie keine Angst vor Motorrädern hatte. Neben
dem Motorrad das ja jetzt Schritttempo fährt, läuft Patricks Berner Sennen Hund
Tom, auf meiner linken Schulter sitzt meine Ratte Rudi. Patrick trägt was ganz
Edles, was hätte ich ihm überlassen, er muss ja wissen, wie er rumlaufen will
und Patrick ist immer gut gekleidet. Ich hätte eine schwarze enge
Stretchhose (wegen der Dehnbarkeit und Elastizität beim Auf- und absteigen vom
Pferd) getragen, (eventuell auch einen langen schwarzen Taftrock, der
vorne kürzer ist und nur bis zu den Knien geht, hinten aber lang ist,
(dann wäre ich auch nur im Damensitz geritten), schwarze
Nylonstrümpfe, natürlich hohe schwarze Pumps oder Stiefel, an den Seiten
mit Strassbesatz nach außen, was die Sporen darstellen sollte. Eine Reitgerte
hätte ich nur zur Zierde gehalten und in der anderen Hand den Brautstrauß. Ich
hatte mir eine weiße Bluse im Gotikstil ausgesucht, aus Tüll mit Rüschen und
Spitzen und an den Armen eng anliegend. Damals hatte ich noch lange Haare und
Martina, ist irgendwie mit Patrick verwandt (sie ist die Mutter des kleinen
Stefan, der am 21.12.2006 mit 9 Jahren in Mainz an Leukämie verstarb, den wir
aber immer als unseren Sohn bezeichneten) hätte mir die Haare hochgebunden und
gesteckt, mit Perlen und so was Tollem und geschminkt hätte ich mich selbst.
Meine Fingernägel hätten einen sanften Rotton gehabt.
Vor dem Standesamt angekommen
hätten wir unsere Tiere in Verwahrung gegeben und hätten samt Gefolge
das Rathaus gestürmt. Nach der Trauung hätte es im Saal einen kurzen Umtrunk
gegeben und danach wären wir (das hatte sich Patrick gewünscht) mit einem 4
Spänner in der Hochzeitskutsche zum Gasthaus zum Essen gefahren. Patricks Hund
mit in der Kutsche und meine Ratte Rudi wieder auf meiner Schulter und in
unserer Mitte der kleine Stefan, der damals etwas über ein Jahr alt war.
Die Gesichter meiner Eltern
sprachen Bände und fanden deren Missbilligung.
Aber ich denke nicht in Klischees
und lebe nicht in Klischees und ich habe aufgehört Klischees zu bedienen.
Und mit dem richtigen Mann würde
ich sofort SO heiraten und zwar genau SO!
Ich war nie ein Engel und werde auch nie einer
werden, wäre mir auch viel zu langweilig und dann würde
mich bestimmt auch bald der Heiligenschein drücken und wer will das schon? ICH
NICHT!!!!!
Die Hochzeit hat nie stattgefunden, aber sollte ich
doch mal heiraten, dann doch bitte in etwa so außergewöhnlich.
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